Kurzfassung

„Manchmal habe ich schon das Gefühl, ich lebe in einer Blase“ – dieser Aussage dürften
nicht wenige Menschen in Deutschland zustimmen. Selbst wenn man im Alltag ganz unter-
schiedlichen Menschen begegnen mag, besteht der Kreis an bekannten Personen, mit
denen man auch mal ein längeres Gespräch führt, häufig doch überwiegend aus Personen,
die einem selbst recht ähnlich sind. Die Tendenz, dass soziale Gruppen gerne „unter sich“
bleiben, ist keineswegs neu oder an sich schon problematisch. Angesichts zunehmender
und erhitzter gesellschaftlicher Konflikte stellt sich jedoch die Frage: Gibt es in Deutsch-
land eine „Entkopplung“ sozialer Gruppen, die sich im Hinblick auf ihre Bekanntschafts-
Netzwerke bevorzugt unter ihresgleichen bewegen? Und inwiefern prägen solche „Blasen“
die Einstellungen, Werte, Erfahrungen und Gefühle der Menschen und gefährden damit den
gesellschaftlichen Zusammenhalt?

Die Erfassung sozialer Netzwerke

Diesen Fragen geht der erste Zusam- menhaltsbericht des FGZ auf der Basis neuer Daten zu sozialen Netzwerken in Deutschland nach. Wir untersuchen die Zusammensetzung der Bekanntenkreise unserer Befragten im Hinblick auf acht ausgewählte Gruppenmerkmalspaare. Wir sprechen von „homogenen sozialen Netzwerken“ (alias „Blasen“), wenn im Bekanntenkreis einer Person jeweils ein Merkmal ausschließlich oder überwie- gend vorkommt, während das jeweils gegensätzliche kaum oder gar nicht vorkommt.

Abb. 1: Die acht ausgewählten Gruppenmerkmalspaare und ihre
gesellschaftlichen Dimensionen

Datengrundlage des Berichts

Die Analysen des Berichts basieren auf den Daten der ersten Welle des German Social
Cohesion Panel (SCP) für 2021. Das SCP ist eine jährliche, für Deutschland repräsentative
Längsschnittstudie, die das FGZ in Kooperation mit dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP)
durchführt. Neben innovativen Messinstrumenten zur Zusammensetzung sozialer Netzwerke
umfasst das Frageprogramm verschiedenste Aspekte des gesellschaftlichen Zusammenhalts
und sozio-ökonomischer Ungleichheiten. Die im Bericht verwendeten Daten enthalten Informationen von über 12.000 Befragten.