Die Häufigkeit homogener Netzwerke hängt dabei grundlegend von der Häufigkeit ab, mit der bestimmte Merkmale in der Bevölkerung vorkommen. Wenn wir diese in Rechnung stellen, lässt sich
berechnen, inwiefern homogene Netzwerke häufiger vorkommen, als wir aufgrund der bloßen
Häufigkeit des Merkmals in der Bevölkerung erwarten würden. Bei einer überzufälligen Häufigkeit
homogener Netzwerke sprechen wir von „Netzwerksegregation“.
Dabei wirken weitere Faktoren: Grundlegende soziale und räumliche Ungleichheiten sorgen dafür,
dass die Gelegenheiten für alltägliche soziale Begegnungen beispielsweise in Nachbarschaften, Vereinen, Schulen oder im Arbeitsumfeld sozial vorgefiltert sind. Darüber hinaus wirken auch Formen
der Abgrenzung zwischen gesellschaftlichen Gruppen, die von eher unbewussten und latenten Distanzierungen bis hin zur offenen Feindseligkeit und Ablehnung reichen. Schließlich besitzen Menschen eine Neigung zur „Homophilie“, also eine Vorliebe für Menschen, die einem selbst ähneln.

Eine besonders starke Tendenz, „unter sich“ zu bleiben, finden wir vor allem bei Grünen- und
AfD-Sympathisant:innen: 50 Prozent der potentiellen AfD-Wähler:innen berichten, dass sich ihre
Bekanntenkreise überwiegend aus AfD-Sympathisant:innen zusammensetzen; unter potentiellen
Grünen-Wähler:innen haben sogar 62 Prozent politisch homogene Netzwerke. Ebenfalls stark
ausgeprägt ist diese Tendenz zur Netzwerksegregation bei Personen muslimischen Glaubens, geringer Bildung und ländlicher Wohnumgebung; weiterhin bei Ostdeutschen, Reichen und Hochgebildeten. Tatsächlich gibt es nur wenige Merkmale, bei denen wir keine nennenswerte Tendenz
zur gruppenspezifischen Segregation finden (dazu gehören Arme, Christen und Personen mit
deutscher Staatsbürgerschaft), während wir für Westdeutsche und Personen mit Migrationsgeschichte gar keine (oder gar eine leicht „negative“) Segregation finden. (Siehe Abb. 3)