Die deutsche Gesellschaft ist weit davon entfernt, in vollständig separierte „Blasen“ gespalten zu sein. Dennoch zeigen unsere Daten sehr deutlich, dass es, erstens, für die meisten der von uns untersuchten Merkmale sozialer Netzwerke eine klare Tendenz zur Segregation gibt, und, zweitens, ein eigenständiger Zusammenhang zwischen homogenen sozialen Netzwerken und zusammenhaltsrelevanten Werthaltungen, Einstellungen und Erfahrungen besteht. Allerdings trifft beides zugleich nur für fünf Merkmalsausprägungen zu.
Wie stark ist die Tendenz zur „Blasenbildung“? – Die Tendenz zur „Blasenbildung“ oder „Entkopplung“ sozialer Netzwerke schlägt sich in verschiedenen Merkmalen unterschiedlich aus. Insgesamt bewegt sich jedoch eine Mehrheit der Menschen in Deutschland (55%) in sozialen Bekanntschafts-Netzwerken, die in mindestens vier der acht Merkmalspaare homogen sind (z.B. in Netzwerken, die zugleich homogen deutsch, christlich, hochgebildet und städtisch ausgeprägt sind).
Inwiefern gefährdet eine Entkopplung sozialer Netzwerke den gesellschaftlichen Zusammenhalt? – Auch wenn die einzelnen Zusammenhänge zwischen homogenen Netzwerken und den betrachteten zusammenhaltsrelevanten Aspekten in der Regel eher schwach sind, prägen sie in der Summe doch deutlich die Werte, Einstellungen, Erfahrungen und Emotionen der Menschen. Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt stellt das ein Problem dar, weil damit die Verständigung zwischen verschiedenen sozialen Gruppen schwieriger wird.

Wie lässt sich der Tendenz zur Blasenbildung entgegenwirken? – Die Entstehung homogener
sozialer Netzwerke folgt einerseits grundlegenden Strukturen sozialer, sozialräumlicher und
institutioneller Ungleichheiten, denen durch Politiken einer stärkeren „sozialen Mischung“ entgegengewirkt werden kann. Sie folgt aber auch alltäglichen Prozessen der Wahl von Freundeskreises
und Vergemeinschaften entlang von Vorlieben, Zugehörigkeiten und Werthaltungen, die
vor allem dann zum Problem werden können, wenn die Sensibilität für soziale Abschließungen
und damit die Bereitschaft schwindet, sich auch jenseits der eigenen Netzwerke auf soziale Interkationen
einzulassen – wenn also die eigene Blase zur Komfortzone wird.
Der ausführliche Zusammenhaltsbericht ist kostenfrei zugänglich über die Website des FGZ.