
Sozio-ökonomische Netzwerkmerkmale erweisen sich für alltägliche Erfahrungen von Zusammenhalt, aber auch für Emotionen gegenüber gesellschaftlichen Gruppen als besonders relevant. In Arbeitswelt und Nachbarschaft machen Personen mit überwiegend armen Netzwerken weniger Zusammenhalts- und mehr Abwertungserfahrungen als Personen mit überwiegend wohlhabenden Netzwerken. Entsprechend präferieren Personen mit armen Netzwerken eine größere Gemeinschaftlichkeit in Familie und Nachbarschaft, während Personen mit reichen Netzwerken hier individuelle Ungebundenheit präferieren. Es zeigen sich auch weitere Unterschiede im Bereich von Werthaltungen und politischen Einstellungen: So neigen Personen mit reichen Netzwerken zu traditionalistischen Werthaltungen, während Personen mit armen Netzwerken dies weniger tun. Andererseits gibt es bei Personen mit armen (wie auch bei Personen mit gering gebildeten) Netzwerken eine größere Tendenz zu populistischen Orientierungen, während diese bei reichen (und hoch gebildeten) Netzwerken geringer ausgeprägt ist. Für Personen mit hochgebildeten Netzwerken finden sich weitere Zusammenhänge mit Werten und politischen Einstellungen, die jedoch nicht spiegelbildlich sind zu den Personen mit gering gebildeten Netzwerken. Sozio-ökonomische Netzwerkmerkmale fördern eine affektive Polarisierung entlang sozio-ökonomischer Spaltungslinien: Menschen mit überwiegend armen oder überwiegend reichen Bekannten machen beide stärkere emotionale Unterscheidungen in ihren Sympathiebewertungen zwischen reichen und armen Menschen als der Rest der Bevölkerung. Das Gleiche gilt für Netzwerke, die überwiegend aus Menschen mit einem niedrigen oder hohen Bildungsniveau bestehen: Beide haben positivere Gefühle gegenüber ihrer eigenen Gruppe und negativere Gefühle gegenüber der anderen.